RLB Kunstbrücke Innsbruck
Das Vokabular der Mimik und Gestik ist vielseitig, auch wenn unsere Mitteilung in erster Linie über die Sprache funktioniert. Mit einer Auswahl von 37 Arbeiten von 32 KünstlerInnen aus der Sammlung des Kunstmuseums Liechtenstein nähert sich die Ausstellung auf einer assoziativen Ebene den grundlegenden Mitteilungsformen: dem Blick, dem Wort, der Geste.
Der Bücherwurm, o.J.
Öl auf Leinwand, 49.5x27.7 cm,
Kunstmuseum Liechtenstein, Sammlung Merz
Bildnis der Tochter Marion Lenbach, 1899
Öl auf Malkarton, 67.5x57 cm,
Sammlung Kunstmuseum Liechtenstein,
Schenkung Dr. Gerhard und Ingeborg Venzmer-Nottebohm, Vaduz
Normale e anormale, 1987
Baumwollstickerei auf Leinwand, 18.5x18.3 cm,
Sammlung Kunstmuseum Liechtenstein
Schwurhand, 1980
Aquatinta und Lithografie auf Papier,
aus der Suite "Schwurhand", 31.5x24.5 cm,
Edition 62/75 + XXV + 22 A.P.,
Sammlung Kunstmuseum Liechtenstein
Untitled, 2001
Schwarz-Weiß-Fotografie, 161x125 cm,
Kunstmuseum Liechtenstein, Privatsammlung
Zu den Besonderheiten des Kunstmuseum Liechtenstein gehört, dass es seine Sammlungspolitik konsequent inhaltlich ausrichtet und bewusst auf formale Kriterien verzichtet. Das Museum sammelt entlang zweier thematischer Hauptstränge: einerseits rationale Ansätze in der Kunst seit 1900, andererseits anthropologische Verfahren. „Im Fokus steht die europäische und amerikanische Kunst seit den 1960er Jahren. Der größte und bekannteste Sammlungsteil widmet sich der italienischen Arte Povera. Das Kunstmuseum Liechtenstein verfügt heute über die weltweit umfangreichste Sammlung der zu dieser Gruppe zählenden Künstler“, so Dr. Friedemann Malsch, Direktor des Kunstmuseum Liechtenstein.
Der Blick
Valérie Belin, Lovis Corinth, Alberto Giacometti, Dan Graham, Matts Leiderstam, Franz von Lenbach, Julian Opie, Meret Oppenheim, Giulio Paolini, Michelangelo Pistoletto, Man Ray
In der Kunst kommt dem Blick im Besonderen in der Porträtdarstellung eine wesentliche Rolle zu. Seit der Antike gelten die Augen als Spiegel und Fenster der Seele. In bestimmten Perioden der Kunst ist die Betonung der Augen besonders dominant wie u. a. in den Bildnissen der frühen Hochkultur Ägyptens, der griechischen Plastik oder der romanischen Wandmalerei. Die weit geöffneten großen Augen stehen für Vitalität. Ihnen kommt eine magische, seherische Kraft zu, die vielfach mit dem Göttlichen einhergeht.
Das Wort
Roberto Altmann, Arman, Akeji, Alighiero Boetti, Henri Chopin, Jochen Gerz, Isidore Isou, William Kentridge, Ferdinand Kriwet, Carl Spitzweg, André Thomkins
Von einem wechselreichen Verhältnis und einer nahezu unendlichen Geschichte ist die Verbindung von Wort und Bild geprägt. Besonders im 20. Jahrhundert findet sich eine durchdringende Wechselwirkung von Verbalem und Visuellem. Für den Kubismus, Futurismus und Dadaismus werden Buchstaben, Wortfragmente bis hin zu Textcollagen wichtige visuelle Bestandteile mit eigenständigen Qualitäten. Die Sprache wird zum Material in der Kunstproduktion, wie die visuelle Poesie oder der französische Lettrismus in den 1950er und 1960er Jahren zeigen.
Die Geste
Joseph Beuys, Georg Herold, Gerhard Hoehme, Rebecca Horn, Le Corbusier, Edvard Munch, A.R. Penck, Antoni Tàpies, Otto Zitko
Im Allgemeinverständnis steht die Geste für die Kommunikation mit den Händen, während die Gebärde Körperbewegungen meint. Gebärden begleiten die verbale Verständigung meist unbewusst. Im Gegensatz dazu stehen die bewusst geformten Handzeichen, die sinnbildlich zu verstehen sind und immer im Kontext des Kulturkreises, des historischen und ideologischen Hintergrundes gesehen werden müssen. Ihre Entschlüsselung stellt eine wichtige Voraussetzung beim Lesen eines Kunstwerkes dar.
Begleitend zur Ausstellung erscheint der gleichnamige Katalog mit Textbeiträgen von Silvia Höller, Friedemann Malsch und Hermann Strasser (104 Seiten).